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09.07.2025

Anscheinsvollmacht durch Passwortweitergabe

Analyse des OLG-Zweibrücken-Urteils (Az. 1 U 20/24 vom 15. Januar 2025)

  • Ein Ehemann erhielt das E-Mail-Passwort seiner Frau und versandte regelmäßig E-Mails in ihrem Namen.

  • Er schloss 2014 per E-Mail einen Abfindungsvergleich über 10.000 € mit der Versicherung.

  • 2020 traten Folgeschäden auf. Die Frau forderte neue Zahlungen; die Versicherung verwies auf den Vergleich.

  • Das OLG bestätigte, dass die Frau durch die Passwortweitergabe eine Anscheinsvollmacht schuf. Der Ehemann konnte damit rechtsverbindlich für sie handeln landesrecht.rlp.de+8olgzw.justiz.rlp.de+8haufe.de+8lto.de.

  • Es verwarf die Argumentation des LG, sie hätte den Vertrag erst nachträglich genehmigt.

  • Der Vergleich haftet auch für spätere, unvorhergesehene Schäden. Kein krasses Missverhältnis zur vereinbarten Summe lag vor roth-kollegen.com+4lto.de+4haufe.de+4.

Kernaussage: Wer sein Passwort teilt, delegiert zustimmungsoffen. Jede Erklärung, die über den Account erfolgt, wirkt, als käme sie von der Person selbst.


Maßnahmen für die Praxis

  1. Passwörter als Machtinstrument

    • Geben Sie niemals private Zugangsdaten weiter.

    • Teilen Sie keine sensible Accounts—auch nicht mit nahen Personen.

  2. Zugangskontrolle & Rollenverteilung

    • Verwenden Sie separate Accounts für geschäftliche und private Nutzung.

    • Setzen Sie klare Zugriffsrechte und Anpassungen.

  3. Technische Schutzmechanismen

    • Aktivieren Sie 2-Faktor-Authentifizierung.

    • Verfolgen Sie Login-Historie auf unautorisierte Zugriffe.

  4. Vertragliche und organisatorische Regelungen

    • Definieren Sie in Richtlinien, wer für welche Accounts verantwortlich ist.

    • Schließen Sie Passwortrichtlinien und Sanktionen formal.

  5. Schulung & Sensibilisierung

    • Schulen Sie Mitarbeiter*innen und Angehörige in Passwortsicherheit.

    • Erläutern Sie Folgen unbedachten Teilens von Zugangsdaten.

  6. Risikomanagement & Vorfälle

    • Legen Sie fest, wie Passwortweitergabe gemeldet wird.

    • Definieren Sie Maßnahmen: sofortige Änderung, Prüfung von Aktivitäten.


Rechtliche Einordnung & Urteile


Handlungsempfehlungen für Verantwortliche

Bereich Empfehlung Wirkung
IT & Security Passwortweitergabe verbieten Reduziert Anscheinsvollmacht-Risiko
HR & Compliance Richtlinien einführen, Schulungen durchführen Stärkt Awareness
Vertragsmanagement Digitale Identitäten organisatorisch trennen Minimiert Haftungsrisiken
Reaktion bei Verstoß Prompt verlassenes Passwort ändern, Review Begrenzung möglicher Schäden

Unsere Empfehlung:

Anscheinsvollmacht durch Passwortweitergabe ist scharf reguliert. Das OLG macht deutlich: Wer sein Passwort teilt, delegiert rechtsverbindliche Macht. Sie müssen deshalb Zugangsdaten schützen und formale Regeln etablieren. Andernfalls haften Sie für Handeln Dritter – ob unbewusst oder nicht.

Sind Sie sicher, ob Ihr Unternehmen oder Behörde im Hinblick auf Datenschutz und Datensicherheit optimal aufgestellt ist?

Lassen Sie sich unverbindlich von einem Datenschutzbeauftragten beraten.

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Weitere unterstützende Hinweise zum Datenschutz finden Sie in diesen Beiträgen:

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