Die Stadtwerke Speyer wurden im Februar 2023 mit einem ungewöhnlichen Fund konfrontiert: Mitarbeiter des Grünflächenamts hatten in einem Waldstück einen Müllsack entdeckt, der Hunderte Briefe enthielt. Absender auf allen Umschlägen: die Stadtwerke. Schnell stellte sich heraus, dass die Briefe Teil einer großen Versandaktion aus dem November des Vorjahres waren. Die Stadtwerke hatte damit ihre Strom- und Gaskunden über anstehende Preiserhöhungen unterrichten wollen. Mit dem Versand war ein privater Dienstleister beauftragt, der in den Vorjahren gute Dienste für die Stadtwerke geleistet hatte.
Damit nicht genug: In den Folgetagen förderten die Stadtwerke viele Tausend weitere nicht zugestellte Briefe in einem privaten Kellerraum zutage. Hintergrund war der offensichtlich erfolglose Versuch einer bei dem Versanddienstleister angestellten Person, sich bei der Zustellung der insgesamt knapp 10.000 Briefe der Stadtwerke-Versandaktion von wenig willigen Bekannten und Verwandten helfen zu lassen.
Die Stadtwerke Speyer meldeten den Fall als Datenpanne beim LfDI aufgrund der Befürchtung, dass personenbezogene Daten aus den herrenlosen Briefen von Dritten hätten eingesehen und missbraucht werden können. Weil nur sehr wenige Briefe in geöffnetem Zustand aufgefunden wurden und der Großteil der 10.000 Umschläge verschlossen sichergestellt werden konnten, wurde das Risiko für die Stadtwerke-Kund:innen als gering eingeschätzt. Trotzdem hat der Fall spürbare Folgen: Da die Information über die bevorstehende Preiserhöhung die Kund:innen nie erreicht hatte, nahm der Energieversorger die Preiserhöhung zurück. Die betroffenen Kund:innen dürften sich darüber im Krisenwinter 2022/23 gefreut haben. Den wirtschaftlichen Schaden hat der Energieversorger, der im Übrigen plant, bei der Briefzustellung zukünftig auf die Deutsche Post zu setzen. Die beim Versanddienstleister angestellte Person muss ein Bußgeld zahlen.
Quelle: Der Landesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Rheinland-Pfalz
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